Blauzunge bei Schafen

Blauzunge bei Schafen – was ist das den?

….zunächst das Wichtigste: Die Blauzungenkrankheit ist in keinem Fall auf Menschen übertragbar. Ihr braucht euch also keine Sorgen machen. Auch wir tun alles dafür, unsere Tiere bestmöglich zu schützen und haben dafür eine Quarantänestation außerhalb des Hofes eingerichtet. Trotzdem bleibt es für uns entscheidend, dass die Schafe so gut es geht in der Herde bleiben, da der Kontakt zur Herde für ihren Genesungsprozess enorm wichtig ist.

Diese Krankheit hat in den letzten Monaten verheerende Auswirkungen auf Schafherden, hier in Norddeutschland, aber auch in den benachbarten Ländern. Im September 2023 hat die Krankheit in den Niederlanden bereits über 51.000 Schafe dahingerafft, und inzwischen hat sie nach Nordrheinwestfalen und Niedersachsen auch Schleswig Holstein erreicht.

 Ausgelöst wird die Blauzungenkrankheit durch winzige Mücken, sogenannte Gnitzen. Bisher war diese Krankheit vor allem in Afrika verbreitet, aber durch die globale Erwärmung hat sie den Weg bis nach Europa gefunden.

Für uns Schäfereien bedeutet das: Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Und hier kommt das Dilemma: Impfstoffe sind kaum erprobt, vor allem für Bio-Betriebe wie unseren. Da die Schafhaltung eine verhältnismäßig kleine Branche ist, wird wenig in die Forschung und Entwicklung investiert. Die Pharmaindustrie hat schlichtweg wenig Interesse, weil wir zu wenige sind, um die nötigen Profite einzubringen. Dass einfach nur gesagt wird, „wir müssen impfen“, ohne wirklich auf die Besonderheiten der einzelnen Bestände einzugehen oder klarzustellen, welcher Impfstoff der geeignetste ist, sorgt für Unsicherheit.

Für viele Schäfereien in Deutschland könnte das der Anfang vom Ende sein. Was der Wolf nicht geschafft hat, erledigt jetzt die Blauzunge. Sagen die Schäfer. Besonders die Wanderschäfereien, deren Schafe für ihre Nahrung über weite Strecken ziehen müssen, stehen vor dem Aus. Selbst wenn die Schafe die Krankheit überleben, verlieren sie oft ihre Marschfähigkeit und können nicht mehr eigenständig Futter suchen.

Wen der Wolf nicht geschafft hat, den erledigt jetzt die Blauzunge.

Zitat eines Berufskollegen

Hier bei uns in Schleswig-Holstein sieht es nicht viel besser aus. Zwar stehen unsere Koppelschafe auf den Gemüsefeldern oder auf den Deichen, aber auch wir haben über 25 Prozent unserer Schafe bis jetzt schon verloren.

Über 90 Kilometer Deich wurden gesperrt, um den Tieren durch Spaziergänger, Radfahrer und Hunde zusätzlichen Stress zu ersparen. Viele Schafe haben hohes Fieber, die Zunge wird dick und sie hören auf zu fressen – das ist das Schlimmste, was einem Schaf passieren kann. Wenn die Pansenbakterien einmal umkippen, verendet das Tier schnell.

Jeden Tag kämpfen wir. Neben den täglichen Kontrollroutinen aller Tiere stehen drei bis fünf Stunden pro Tag Behandlungerkrankter Tiere auf dem Plan: Fiebermittel, Schmerzmittel und Pansen-Stimulanzien, damit sie wieder fressen können. Doch so sehr wir auch alles geben, oft genug können wir nichts mehr tun und müssen hilflos zusehen, wie die Tiere sterben.

Wir kümmern uns intensiv um unsere Tiere, was manchmal bedeutet, dass Arbeitskräfte an anderer Stelle gebraucht werden oder dass das ein oder andere Familienmitglied nachdenklicher wirkt als sonst.

Was können wir tun?
Das ist wohl die Frage, die uns alle beschäftigt. In Zeiten wie diesen bleibt uns leider nur, zu hoffen. Zu hoffen, dass die Tiere, die diese schwere Zeit überstehen, eine natürliche Immunabwehr gegen die Blauzungenkrankheit entwickeln. Es ist eine Hoffnung darauf, dass die Natur sich selbst zu helfen weiß.

Doch es gibt eine Sache, die wir alle tun können: Ruhe schenken. Wenn ihr beim Spazierengehen oder Deichwandern Schafe seht, lasst sie einfach in Frieden. Nehmt eure Hunde an die Leine. Geht nicht zu ihnen, so verlockend es auch sein mag, sondern gönnt ihnen die nötige Ruhe. Stellt euch vor, ihr seid selbst krank – dann wünscht ihr euch ja auch, dass man euch Zeit gibt, wieder auf die Beine zu kommen, ohne ständig gestört zu werden. Und genau das brauchen auch unsere Schafe jetzt – eine Pause, um sich zu erholen und vielleicht sogar zu heilen.

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