Winter 2015/2016 Anbau – Wir schaffen das!

 

Es ist kein Geheimnis – seit ein paar Wochen werkeln wir wieder. Dieses Mal an unserem neuen Anbau für das Café sowie der Küchenerweiterung. Und da wir immer wieder zwischendurch Gäste haben, geht das Abschnittsweise voran. Und wie? Montagmorgen wird angefangen und ab Donnerstagmittag sauber gemacht, damit das Cafe am Wochenende wieder rund laufen kann. Natürlich war alles anders geplant. In den Betriebsferien vor Weihnachten sollten die Durchbrüche und großen Arbeiten stattfinden und in den Wochen danach – jeweils von Montag bis Freitag – die kleineren kosmetischen Arbeiten. Aber die Statiker und alle anderen wichtigen Ämter hatten noch durchaus berechtigte Wünsche so dass sich die Baumaßnahmen ein bisschen nach hinten verschoben haben.

Nun hatten wir in den letzten Tagen den umfangreichsten Teil vor uns, der leider auch nur in einem „Hauruck“ durchzuführen ist. Aber lesen Sie selbst …

Es geht los. Am Sonntag spätabends sind die letzten Gäste nach einem tollen Mäh-Wochenende abgereist und die letzten Café-Gäste haben ihren Wochenendausflug bei Kaffee und Kuchen genossen. Nach so einem Wochenende machen wir gerne montags ein bisschen langsamer, weil alle die vergangenen drei Tage ihr ganzes Herzblut in die Versorgung der Gäste und die momentane Lammzeit gesteckt haben. Nicht so am diesem Montagmorgen.

Unser Wintergarten Es ist noch dunkel draußen: Alles was Beine hat und tragen kann schleppt aus dem Café raus, was nicht niet- und nagelfest ist und versucht Dinge hinter Türen zu stellen, die man schließen und – ganz wichtig – abkleben kann. Das sind leider nicht ganz so viele, wie wir es uns in diesem Augenblick wünschen. Die neue Luft- und Leichtigkeit, die unser Cafe nach dem Umbau umgeben soll, hat so ihren Preis z.B. weniger Türen. Man kann sich gar nicht vorstellen, was alles in einem Café, in der Küche oder den Regalen und Ecken rumsteht. Und die schon aufgebaute Osterdeko wird schön mit Planen eingeklebt und sorgfältig abgedeckt.

Schlag 12 Uhr rückt eine Truppe mit Presslufthammer und schweren Gerät an. Meine Annahme, man würde mit Absauggeräten beim Durchbruch arbeiten, bestätigt sich leider nicht, da die Stahlbetonfundamente des alten Stalles schweres Gerät erfordern. AHA. Wieder was gelernt. Über Stunden versinkt das Café in einer Schicht aus Betonstaub, Lärm und Schutt …

Gegen Nachmittag erblickt man an den großen Fenstern im neuen Anbau wieder etwas Tageslicht. Die anwesenden Mitarbeiter sehen aus, wie nach einem Erdbeben und fühlen sich auch so. Wenn man ihnen durch die Haare fährt, bleiben diese einfach so stehen. Und abends werden die Schlämme fast meinen Abfluss verstopfen. Aber das nur am Rande …

Langsam senkt sich eine 2cm dicke Staubschicht auf alles was sich in dem Raum befindet. Meine Vorstellungskraft über das Ausmaß dieses Eingriffes hat bis dato nicht ausgereicht. Und ich habe wirklich sehr viel Fantasie…
Abends schreibe ich allen Mitarbeitern, die heute nicht da waren, eine WhatsApp Nachricht, um sie auf den nächsten Tag vorzubereiten. In dieser steht der Tagesablauf so ähnlich wie oben erzählt und ich bitte darum, morgen beim Erscheinen nicht irgendetwas wie „Oh Gott“ oder „Ach du große Sch…“ zu sagen. Es ist nur positives Feedback erwünscht z.B.: „Oh so weit seid Ihr schon“.

Sie versprechen abends noch zu üben, damit es auch glaubwürdig und flüssig rüberkommt. Marion, die die Dekoabteilung unter sich hat, schreibt noch, ihr Mann wäre gerade vorbei gejoggt, das Licht wäre aus gewesen und es hätte ganz friedlich ausgesehen.

Dienstag. Schutt schaufeln – Staub wischen kann man das nicht nennen. Wir saugen mit zwei Baustaubsaugern Schneisen und Laufwege in das Café. Die Tischlerin kommt um den „Zauberschrank“ einzubauen (lassen Sie sich überraschen ;) und fragt unvorbereitet, wann wir wieder eröffnen wollen. Ich sage Freitag. Sie darauf: „Aber sicher nicht diesen!“. Ich hätte ihr auch eine WhatsApp-Nachricht schicken sollen.

Durchbruch fast fertig.Der Bautrupp fängt an ein bisschen Feinschliff in den groben Abriss zu bringen…
Mittwoch. Die Jungs, die den Gasanschluss umlegen müssen, kommen mit einem Minibagger und wühlen vor dem Eingang einen Graben, der schon zur echten Falle für Katzen und Gäste werden könnte. Schauen wir mal. Im Anschluss tragen alle, die durch den Eingang kommen, große Mengen Matschboden an den Schuhen, der sich im Café mit dem Betonstaub mischt. Es bildet sich eine Masse, die man sicher in der Jahreszeitwerkstatt super zu Matschmonstern oder ähnlichen Figuren zusammenfügen könnte.

Weitere Handwerker tauchen auf: Vor meiner neuen Eingangstür, die seit Freitag eingebaut ist, stehen zwei Mitarbeiter des Herstellers mit den Händen in den Hosentaschen und finden meine dokumentierte Reklamation der Tür „mysteriös“. Die „Mysteriösität“ erschließt sich mir nicht: Die Tür geht einfach nicht zu. Für eine Haupteingangstür nicht unbedingt ideal. Sie versprechen früher oder später Abhilfe. Auf die Zeit kommt es gerade nicht an: Wer würde schon den Weg über Türme von Matschhaufen wählen. Zum jetzigen Zeitpunkt brauchen wir sie nicht einmal abzuschließen.

Der Großeinsatz beinhaltete noch ein paar kleinere Durchbrüche, die nachgearbeitet werden müssen. Dafür kommt eine „Lichtgestalt der Kernbohrung,“ die mit einem Staubsauger an dem Bohrgestänge (!!) auch in der Küche zwei große Runde Löcher durch die Wände bohrt. Hier sind Zu- und Abluft für die Küche geplant. Ich kann es kaum fassen, dass nur so wenig Staub und Dreck entsteht. Bewundernd stehe ich vor ihm bis er beim zweiten Loch zielsicher die Strom-Hauptleitung trifft und die Frage, ob jemand den Lichtschalter ausgemacht hat, sich damit erübrigt.

Tapfer streicht ein Mitarbeiter die Rückwand hinterm Tresen im Dunkeln weiter, da die Tresen-Installation nur vor der gestrichenen Wand erfolgen kann. Das soll sich, nachdem wir wieder Strom und Licht haben, als modernes Zebra-Streifenmuster herausstellen und wird gleich noch einmal überstrichen. Fazit: Gutes Licht wird beim Streichen nicht überbewertet.

Inzwischen nimmt der Tresen Formen an. Die unglaublich großen Platten bekommen einen Unterbau und alle Strom- und Abwasserleitungen müssen unter dem Tresen verlegt werden. Nachts war mir dann doch noch eingefallen, dass wir einen Abfluss für die Cappuccino Maschine vergessen hatten. Besser jetzt als später … 

Die komplette Jahreszeitenwerkstatt steht mit elektrifizierten Gurkengläsern voll. Das sind die Gläser, die wir vor Weihnachten gesammelt haben. Die Bretter von denen sie abgehängt werden, müssen von den Mitarbeitern gebeizt und mit Löchern versehen werden. Wir beschließen dieses Großprojekt der Tresenbeleuchtung auf nächste Woche zu verschieben und haben damit das Problem, dass nun keiner weiß, wo wir die ganzen Gurkengläser hinstellen sollen. Schließlich wird die Jahreszeitenwerkstatt am kommenden Wochenende gebraucht. Die Lösung: Jeder nimmt 10 Stück mit Nachhause und passt gut auf sie auf. Dann kann ja nichts passieren.

...da fehlt was ! Am Abend soll nun noch der neue Bullerjahn angeschlossen werden. Ich sehe mich in Gedanken in einem der schönen neuen Korbstühle vor dem prasselnden Feuer sitzen (nachdem sich der Rauch des Einbrennens verzogen hat) und mit einem Glas Rotwein auf den guten Verlauf der Baustelle anstoßen. Doch erstens kommt immer alles anders und zweitens als frau denkt. Ich hatte genau den gleichen Ofen bestellt wie den, den wir schon haben. Leider hat die Firma inzwischen aufgrund von veränderten zugelassenen Abgaswerten die Abluftrohre geändert. Damit passen unsere Anschluss-Stücke nicht mehr. Leider haben sie versäumt, mir dies mitzuteilen. Sie geben es zumindest zu. Ich traue mich heute Abend nicht mehr nach den Lieferzeiten der Rohre zu fragen. Wenn diese so lange sind wie die für den Ofen, sitzen wir Pfingsten noch mit den Terassenstrahlern im Wintergarten. Vielleicht jetzt doch ein Rotwein – aber auf dem Sofa.

Am Donnerstag ging es dann „in die Vollen“. Den schweren Rotwein am Abend zuvor hatte ich mir gespart und lieber eine leichte Weißweinschorle getrunken. Schließlich mussten am nächsten Tag alle Handwerker koordiniert und ein großes Stück in Richtung Zielpunkt „Freitagmittag“ gegangen werden: Die Anreise der Gäste für ein unbeschwertes Urlaubs-Wochenende.

Irgendwie fühlte es sich die ganze Zeit so an als ob wir noch einen Tag mehr haben. Unter uns – den hätten wir auch gut gebrauchen können. Der „fehlende“ Tag war wahrscheinlich der, an dem wir alle im Betonnebel standen und keiner was gesehen hat. Da wurde die Erinnerung einfach gelöscht. Fakt: Heute war schon Donnerstag.20160225_144820_resized

Jeder, der noch was zu tun hatte, befand sich nun auf der Baustelle. Gut, dass wir ein bisschen größer gebaut haben, denn so fand jeder sein Arbeits-Plätzchen: Hinter und unter dem Tresen lag der Klempner, der Elektriker kämpfte sich durch den Kabelsalat und setzte alles unter Strom, nebenan wurde der Anschluss vom Neubau zum Cafe gefliest, die eine Wand noch gespachtelt und der Tresen verkleidet. Im Anbau kämpfte die Küche-Crew um Arbeitsfähigkeit. Schließlich war für Freitagabend das erste große Buffet vorzubereiten und auf dem neuen Tresen aufzubauen. Wo steht Freitag was und hinter welcher Tür befindet es sich gerade?

Triumphierend kam auch noch der Schornsteinfeger mit dem richtigen Anschlussstück für den neuen Ofen „um die Ecke“ und machte mit dem Einheizen des neuen Ofens die ganze Bude „blau“. Es war zeitweilig auch besser, dass man nicht alles sah, was noch zu tun ist. Und auch die üblichen Zweifler hatten kurze Auftritte. „Wie das soll morgen fertig sein?“ So nahm der Tag Geschwindigkeit auf. Eigentlich ging wenig schief oder es wurde eine gute und vor allem schnelle Lösung gefunden.20160225_185646_resized

Meine Handwerker leisteten großartiges in unglaubliche Geschwindigkeit. Es wurde kein Mittag gemacht und die „Berliner“ am Nachmittag mit einem Kaffee teilweise hinterm Schrank oder auf der Leiter stehend kurz runter gespült. Alle machten einfach immer weiter und weiter und weiter …

Gegen Nachmittag ging dann das große Aufräumen los. Die Baustelle wurde geräumt und unsere Mädels fingen an sauber zu machen. Es war nicht das erste Mal auf dieser Baustelle aber alle hofften, dass es das letzte Mal ist. Routiniert ging es vom Groben bis zum Feinschliff. Gegen Abend brannte inzwischen der Ofen ohne Augenbrennen, der Tresen war fast eingeräumt, alle Maschinen liefen und das Café war als ein solches zu erkennen. Wir waren noch nicht fertig aber wir würden am anderen Tag wieder funktionieren.

Dunkel und ziemlich spät krochen wir alle von der Baustelle. Am anderen Tag sollten nur die Möbel aufgestellt, Lampen aufgehängt und das Café dekoriert werden – fertig!

Nachts träumte ich, dass ein Gast Betonstaub in seinem Kaffee reklamiert: Beim Trinken hätte es geknirscht. Wir kannten inzwischen alle den Geschmack von der Baustelle!
20160226_122102_resizedFreitag. Die Lehmputzwand trocknet – trotz Ofen – nicht so schnell wie sie sollte. Die Lampen werden aufgehängt. Der Hausmeister klebt wie Spidermann unter der Decke, um alles zu elektrifizieren. Frau Sasse sucht immer noch wichtige kaffee-technische Dinge und bereitet das Abendbrot in der schon sauberen Küche zu. Die letzte Deko wird an den Platz gebracht und die ersten Gäste stehen schon vor der Tür. Etwas früher angereist, weil das Wetter so gut ist.

Ab jetzt heißt es: Baustelle fertig – nun ist Määäh-Wochenende! Und die Frage von Gästen, die am letzten Wochenende schon waren und jetzt alles verändert vor finden: „Sagen Sie – wann haben Sie denn in der letzten Woche geschlafen?“, beantworten wir mit dem Satz: „Wir schlafen nur am Monatsende.“ Gut, dass der Februar zu Ende ist!

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